Die sechs kommunikativen Herausforderungen für Familienunternehmen.

Familienunternehmen «funktionieren» und kommunizieren anders…
Familienunternehmen müssen sich neben «normalen» ökonomischen Herausforderungen noch zusätzlichen Hürden und Aufgaben stellen, welche jedoch meistens unterschätzt und selten kommuniziert werden.
1. Rollenkonflikte: Braves Töchterchen oder unverstandene Chefin
In Familienunternehmen belegt jedes Familienmitglied automatisch verschiedene Rollen. Die privaten und die geschäftlichen. In den privaten Rollen wollen wir geliebt werden, wollen wir beschützen oder anerkannt werden. In den geschäftlichen Rollen wollen wir zeigen wie erfolgreich wir sind. Wir wollen uns beweisen, wollen Macht, Geld und Anerkennung auf die Leistung bezogen. Im Alltag heisst es, zu erkennen, in welcher Rolle ich mich gerade befinde und ob ich in der aktuellen Situation aus der passenden Rolle heraus handle. Agiere ich zum Beispiel als «braves Töchterchen» das geliebt werden will oder handle ich im Geschäftskontext als Chefin des Unternehmens? Was ist angebracht, was bringt das Unternehmen weiter und steht doch nicht im Konflikt mit der Familie? Mit dieser Herausforderung haben Familienunternehmer tagtäglich zu kämpfen. Kommunikation ist dabei sehr wichtig.

2. Emotionen versus Rationalität: Family oder Business first
Zum Rollenkonflikt kommt, dass die zwei Systeme «Familie» und «Unternehmen» unterschiedlich funktionieren. Das System «Familie» ist emotional. Ziel ist Solidarität, Zusammenhalt und Gleichbehandlung. Das System «Unternehmen» ist rational. Leistung steht im Vordergrund, wer unternehmerisch am besten ist, führt. In Familienunternehmen müssen diese beiden Systeme miteinander funktionieren. Das birgt Konfliktpotential, welches angesprochen und diskutiert werden muss. Grenzen ziehen ist hier sehr wichtig.

3. Wertekrise: Familienwerte und Unternehmenswerte
Ein Familienunternehmen kann in die Krise geraten, wenn die Familienwerte nicht mehr mit den Unternehmenswerten übereinstimmen. Familie ist normalerweise gleich Unternehmen. Die Identifikation mit dem Unternehmen hat mit den gleichen Werthaltungen zu tun. Werden diese Werte im Unternehmen nicht mehr gelebt, können diese zur Identifikationsfalle und Wertekrise in der Familie führen. Diese Krise, oft einhergehend mit dem Einbezug von einem externen Management oder bei Generationenwechseln trifft Familienunternehmen stärker als andere Unternehmen. Langfristig kann das Image geschädigt werden, wenn der Konflikt nicht gelöst und Werte nicht definiert und gelebt werden. Die Harmonie der Werte ist in Familienunternehmen das Fundament und wirtschaftlich entscheidend.

4. Denken in Generationen – Nachfolgeregelung. Wieso abgeben?
Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen sind komplexe Prozesse und brauchen Zeit. Meistens mehr als die beteiligten Familienmitglieder erwarten. Werte und Rollen können dabei in Frage gestellt werden und Konflikte vorprogrammieren. Nächste Generationen müssen sich Vertrauen und Glaubwürdigkeit erarbeiten, sie werden nicht geschenkt. Private Wünsche und Bedürfnisse sollen mit unternehmerischen Zielen in Einklang gebracht werden. Die Bereitschaft zur Kommunikation, den Mut loszulassen und den Mut neue Rollen anzunehmen, sind dabei sehr wichtig. Ebenso wichtig ist die Kommunikation einer Nachfolgeregelung. Das Umfeld, die Mitarbeiter und Kunden müssen wissen wie es weitergeht und dies nicht erst, wenn eine Nachfolgeregelung im Handelsregister eingetragen ist.

5. Falle Privatsphäre: Sicherung der Privatsphäre versus Transparenz und Kommunikation
Um ihre Privatsphäre zu schützen, sind familiengeführte Unternehmen mit ihrer Kommunikation nach aussen oft sehr zurückhaltend. Ihnen wird nachgesagt zu verschwiegen gegenüber der Öffentlichkeit zu sein. Der Wunsch Privates zu schützen und die eigene Wahrnehmung des engagierten Unternehmertums können in die Kommunikationsfalle führen. Von Familienunternehmen wird automatisch erwartet, dass sie sehr transparent und verantwortungsvoll kommunizieren. In einer Zeit von Social Media und Industrie 4.0, in der Kommunikation täglich wichtiger wird und an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt, kann es sich ein Familienunternehmen nicht mehr leisten, nicht oder nur ungenügend (aus dem Blickwinkel von aussen) zu kommunizieren. Umso wichtiger ist es, die Inhalte und Botschaften der Kommunikation sorgfältig auszuwählen.

6. Überlebensgarant Krisenmanagement
Familienunternehmen sind grundsätzlich sehr krisenresistent. Dennoch existieren in den seltensten Fällen Krisenkonzepte und noch seltener Krisenkommunikations-Konzepte. Da einander vertraut wird und man implizit davon ausgeht, dass die Familienmitglieder wissen wie in einer Krise zu reagieren ist, werden Abläufe, Verantwortlichkeiten und Verhalten selten definiert und besprochen. Fehlende oder falsche Kommunikation während Krisen kann jedoch verheerend sein. Noch einschneidender ist es, wenn ein Familienoberhaupt wegfällt, die Führung des Familienkonzernes fehlt und keine Stellvertretungen definiert sind. Von Familienunternehmen wird angenommen, dass sie sehr sozial, verantwortungsvoll und transparent handeln und reagieren. Wird dies während einer Krise nicht getan, kann dies das Image des Unternehmens beeinträchtigen.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.